Der nächste Schritt im Produktionsprozess ist, nachdem Ihr Eure Aufnahmen erfolgreich abgeschlossen habt, die Abmischung des aufgezeichneten Materials. Diese Arbeit wird in verschiedene Bereiche aufgeteilt und wir beginnen mit dem Export / Import, der Sichtung und dem Editing der einzelnen Spuren.

Export / Import

Da es mittlerweile unzählige Programme zur Aufnahme von Musikdateien gibt und jeder individuell mit Software seiner Wahl arbeitet, muss man die Spuren für den Mix bei Weitergabe an ein anderes Studio so aufbereiten, dass es möglich ist, diese in jedes gängige Musikprogramm zu importieren.
Folgende Sachen sind beim Export zu beachten:

- Export aller Einzelspuren (ohne Effekte, Kompressoren etc.) im WAV- oder AIFF-Format
- Übersichtliche Bezeichnung aller Spuren
- Angabe zur Samplingrate und Bittiefe der gelieferten Spuren
- Export aller Einzelspuren ab dem Nullpunkt

Den letzten Punkt möchte ich nocheinmal näher erläutern, da ich in der Vergangenheit oft einzelne Schnipsel geliefert bekommen habe oder beispielsweise Gitarrensoli oder Overdubs, bei denen nicht ersichtlich war, an welcher Stelle sie sich am Ende im jeweiligen Song befinden sollen.
Wie bereits erwähnt, arbeitet jeder mit anderer Software (ich arbeite wahlweise mit LOGIC PRO und Samplitude) und um sicherzugehen, dass am Ende alle Spuren dort sitzen, wo sie hingehören, exportiert man alle zu verwendenden Spuren immer ab dem Anfangspunkt des Arrangements - unabhängig davon, ob beispielsweise erst nach 2 Minuten ein Gitarrensolo einsetzt oder die Backing Vocals am Ende des Songs die Hauptstimme unterstützen. Somit gibt es beim Importieren in ein neues Arrangement keine Probleme und man kann sichergehen, dass alles perfekt aufeinander passt.

Hat man alle Spuren einzeln exportiert, kontrolliert man vor dem Versand zum Mixstudio nocheinmal, ob bei einem Import der ausgegebenen Spuren in eine neues Arrangement (Ausrichtung bei Nullpunkt) alles passt und übereinander sitzt. Ist dies der Fall, kann man die übersichtlich-benannten Spuren auf DVD brennen oder auf einen Server laden, um sie für die Abmischung freizugeben.

Sichtung / Editing

Nachdem die Spuren beim Studio Eurer Wahl, welches mit der Abmischung Eurer Aufnahmen beauftragt worden ist, angekommen sind, werden diese importiert und gesichtet. Sollte irgendetwas fehlerhaft sein (Störungen, Clippings, Drop-Outs etc.), wird sich das Studio umgehend mit Euch in Verbindung setzen. In unserem Falle jedoch gehen wir davon aus, dass alle gelieferten Daten einwandfrei sind und wir umgehend mit dem Editing beginnen können.
Ich möchte anhand kurzer und anschaulicher Beispiele erklären, was diese Arbeiten beinhalten.

Ihr habt Eure fertigen Aufnahmen geliefert, die Ihr in unzähligen Stunden unter großem Aufwand eingespielt habt. Hier und da spielt beispielsweise eine Gitarre über mehrere Takte ein Riff, während Euer Schlagzeuger auf der Hihat oder den Sticks weiterzählt oder Euer Sänger hat vor seinem Jahrhundertschrei noch einmal die Nase hochgezogen oder gehustet - all diese Dinge fallen unter den Bereich "Editing", bei dem unerwünschte Geräusche aus dem gelieferten Rohmaterial herausgeschnitten werden. Ein weiteres Beispiel sind Staccatoriffs, die auf den Gitarren und dem Bass gespielt werden. Meist ist es so, dass die erwünschte Stille zwischen den einzelnen Parts beim Einspielen nicht erreicht wird und man hört das Brummen und Rauschen des Verstärkers oder eine Saite klingt nach. All diese Dinge werden bereinigt, so dass jede Einzelspur am Ende lediglich die Informationen beinhaltet, die für den Mixdown benötigt werden.
Sehr zeitaufwändig, aber dennoch nötig, ist das Editing des Schlagzeuges. Hier werden ebenfalls alle Einzelspuren separat abgehört, jeweils mit Noisegate und Kompressor versehen und am Ende mit Effekten (Room, Reverb) ins richtige Licht gerückt.

Je nach Aufwand kann ein komplettes Editing eines Albums mit einer Spielzeit von 40 Minuten und einer Anzahl von 32 Spuren beispielsweise zwei bis drei Tage in Anspruch nehmen, aber diese Arbeiten sind notwendig, um ein sauberes und gut klingendes Ergebnis ohne Störungen aller Art zu erreichen.

Mixdown

Nachdem alle Spuren bereinigt worden sind, beginnt die Abmischung des Materials. Beginnend beim Schlagzeug über Bass, Gitarren und Gesang (und gegebenenfalls Keyboards oder zusätzliche Overdubs) werden den jeweiligen Instrumenten die passenden Frequenzen, Lautstärken und Effekte zugewiesen, um ein kompaktes und angenehmes Hören zu gewährleisten und alle Zutaten zu einem wohlklingenden Gesamtergebnis zusammenzufügen.
Da jede Band ihren individuellen Sound hat (und am Ende auch behalten möchte), gibt es keine Standardeinstellung, die man auf verschiedene Abmischungen anwenden kann. Während manche auf einen natürlichen und erdigen Klang stehen, bevorzugen hingegen andere wiederum einen sterilen, klinischen und modernen Sound. Ich lasse mich stets vom gelieferten Material inspirieren und versuche, einen individuellen Charakter herauszuhören und diesen herauszuarbeiten, statt mich an bereits vorhandenen Produktionen zu orientieren, um einen bereits existierenden Klang zu reproduzieren, gar zu kopieren. Dass am Ende die jeweilige Band das letzte Wort hat, in welche Richtung das gewünschte Ergebnis tendieren soll, dürfte dennoch klar sein.

Sobald ich zu einem für meine Ohren guten Ergebnis gekommen bin, exportiere ich die ersten Abmischungen und biete sie den Künstlern an. Danach werden Änderungen, wie beispielsweise die Wahl der Effekte, Lautstärken einzelner Parts oder Anwendung verschiedener Frequenzen vorgenommen, so dass sich die betreffenden Bands mit dem angebotenen Mix identifizieren können. Sobald beide Seiten der Meinung sind, dass die Abmischung den Aufnahmen und der Philosophie der Band gerecht wurde, werden alle Songs als finale Mixdowns exportiert und sind somit fertig für den letzten Schritt in der Produktionskette, das Mastering.

Zum Schluss möchte ich noch ein paar Tipps an alle geben, die ihre Abmischungen selbst erledigen:

Achtet bitte darauf, dass der Mix sauber, ausgewogen und nicht zu überladen wirkt, was den Einsatz der Effekte betrifft. Hört Euch die fertigen Abmischungen auf verschiedenen Geräten an (beispielsweise HiFi-Anlage, Autoradio, Küchenradio, iPod etc.) und nehmt Euch abschließend die Zeit, alles nocheinmal akribisch mit Kopfhörern durchlaufen zu lassen. So registriert man im Zweifelsfall noch die eine oder andere Störung, ein hörbares Clipping oder Fehler im Stereopanorama.

Ganz wichtig ist auch, dass beim Export der Mixdowns keine Summenkompressoren etc. verwendet werden. Lediglich ein sehr dezent eingestellter Limiter, der eventuell auftretende Spitzen (Clippings) verhindern kann (ohne hörbar das Material an solchen Stellen zu beeinträchtigen), sei hier empfohlen.

Ein wichtiger Aspekt ist auch die Tatsache, dass ein Mix niemals die Lautstärke, Dichte und Brillanz wie ein fertiges Master besitzen kann ! Lasst darum etwas Headroom (Platz nach oben), wenn Ihr die Mixdowns exportiert. Eine Abmischung, deren Pegelspitzen bei -6 dB bis -3 dB liegen, ist für das Mastering sehr gut geeignet. Beachtet bitte auch, dass ein übersteuerter Mix, bei dem permanente Clippings auftreten und sich bei 0 db die Anzeige keinen Millimeter weit bewegt, nicht mehr zu korrigieren ist.

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